Den Park heute erleben

Der Garten vom Museo Villa dei Cedri ist als dialogischen Raum zwischen Kunst und Natur zu verstehen. Das Prinzip des dialogischen Raums bedeutet zudem, dass der Park in dem Sinn nie statisch und vollendet ist, sondern dass er immer wieder neu bespielt und erlebt werden kann. Dialogisch bedeutet aus ökologischer Perspektive, dass der Park nicht nur für die Menschen attraktiv ist, sondern auch für Tiere und Pflanzen. Für die Kunst wiederum bedeutet dies, dass der Park nicht einfach attraktive Kulisse für darin platzierte Skulpturen ist, sondern die Kunstwerke sich aktiv mit der Umgebung auseinandersetzen.

 

Basierend auf dem Konzept des dialogischen Raums ist das Blumenbeet beim Empfang links nach dem Parkeingang eine wichtige Station, und wird als «Narrative Environment» inszeniert. Dieses Beet dient als Auftakt und wird je nach Ausstellungsprogramm thematisch bepflanzt.

 

Das Beet präsentiert sich als eine üppig bepflanzte biodiverse Gesellschaft aus Pflanzen. Die Ästhetik zeigt den Besuchenden, dass dieser Bereich nach ökologischen Kriterien gestaltet wurde.

 

Wir laden Sie ein, die Geschichten zu entdecken, die uns die Pflanzen erzählen.

Giardino di acclimatazione

(September 2024 - Mai 2025)

 

Einen Vorschlag von  Monica Ursina Jäger und Regula Treichler, Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen ZHAW Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Wädenswil.

 

Pflanzen haben im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Lebensstrategien entwickelt. Diese Strategien sind das Ergebnis jahrtausendelanger Anpassung an spezifische klimatische und ökologische Bedingungen. Pflanzen haben je nach Standort und Klima ihre Form oder ihr Verhalten angepasst. Sie reagieren auf zwei Hauptfaktoren, die ihr Wachstum beeinflussen: Stress und Störungen. 

Pflanzen, die sich gut an ihre Umwelt anpassen, können auch in Gemeinschaften besser funktionieren. Diese Erkenntnisse sind entscheidend für die Gestaltung von Gärten und Landschaften, die nicht nur schön, sondern auch ökologisch nachhaltig sind.

 

Der Themengarten in der Ausstellung "Giardino di acclimatazione" befasst sich genau mit diesen Fragen und fragt beispielsweise, wie Pflanzen auf jahreszeitliche Veränderungen reagieren, welche Strategien sie zur Akklimatisierung nutzen und wie sie in einer Gemeinschaft interagieren.

Beispiele von Strategien:

Dominante

Diese Pflanzen können auch an weniger optimalen Standorten gut überleben und dominieren die Gemeinschaft. Dank ihrer Stabilität zeigen sie wenig Stresssymptome und behaupten sich erfolgreich gegen andere Pflanzen.

 

Chinaschilf,  Miscanthus sinensis

Tataren-Aster, Aster tataricus

Sonnenblume, Helianthus microcephalus

 

Sprinter

Sie passen sich an häufige und unterschiedliche Störungen an. Sie haben einen kurzen Lebenszyklus und nutzen günstige Zeitfenster, um schnell zu wachsen, sich zu verbreite und Standorte zu besetzen.

 

Sanddorn, Hippophae rhamnoides 

Berufkraut, Erigeron karvinskianus

 

Überlebenskünstler

Diese Pflanzen können in extremen Umgebungen überleben. Sie können auch unter schwierigen Bedingungen wie Nährstoffmangel oder Trockenheit gedeihen.

 

Montbretie,  Crocosmia x crocosmiifolia

 

Stressvermeider

Pflanzen, die Stress vermeiden, treiben entweder ungewöhnlich früh oder spät aus, um ungünstige Umwelteinflüsse zu umgehen. Im Frühling profitieren sie zum Beispiel im Wald vom direkten Zugang zu Licht, bevor andere Pflanzen ihnen Konkurrenz machen. Diese Pflanzen haben oft unterirdische Speicherorgane wie Zwiebeln oder Knollen.

 

Christrose, Helleborus orientalis

 

Stressanpasser

Wenn schwierige Bedingungen wie Licht-, Wasser-, oder Nährstoffmangel herrschen, verringern diese Pflanzen ihre Produktivität oder passen ihre Form an. So entwickeln sie beispielsweise kleinere Blätter oder bleiben insgesamt kompakter.

 

Hirschzungenfarn Phyllitis scolopendrium           

               

Performer

Performer sind üppig wachsende, blühfreudige Stauden. Sie wachsen schnell und dominieren oft von Anfang an ihre Umgebung.

 

Duftnessel Agastache rugosa

 

Wanderer

Wanderer sind kurzlebige Pflanzen, die jede Lücke in einer Pflanzengemeinschaft schnell besetzen. Sie sichern sich ihr Überleben mit einer hohen Samenproduktion.

 

Eisenkraut, Verbena bonariensis              

               

Ausgeglichene

Ihr Wachstum ist gleichmässig und eher moderat. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit gedeihen sie sowohl unter optimalen als auch unter wechselnden Bedingungen.

 

Storchschnabel,  Geranium wallichianum            

 

Läufer

Sie breiten sich schnell und effektiv durch weitreichende Ausläufer. Sie können schnell neuen Lebensraum zu besiedeln.

 

Walderdbeere, Fragaria vesca  

               

Besetzer

Sie bilden dichte Teppiche, um den verfügbaren Raum vollständig zu nutzen. Dazu gehören Bodendecker und frühblühende Waldpflanzen.

 

Thymian, Thymus praecox subsp. pseudolanuginosus    

 

               

 

Saftreiche

Sie überleben lange Trockenperioden indem sie Wasser im Blatt, Stamm oder den Wurzeln speichern können. Man erkennt sie an ihrer dicken Haut, die sie vor Verdunstung schützt.

Fetthenne, Sedum telephium-Hybr.

 

Behaarte

Ihre feine Behaarung der Blätter schützt sie vor Verdunstung. Diese filzige Schicht verlangsamt den Wind an der Blattoberfläche und hält das Blatt feucht.

Heiligenkraut,  Santolina chamaecyparissias

Wollziest, Stachys byzantina

Museo Villa dei Cedri - Bellinzona Musei - Città di Bellinzona

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